Wann ist Risikomanagement eigentlich „fertig“? Wann hat man denn genug gemanagt? Ernsthaft!?! Also ich meine damit einen Zustand, der von allen Normen und Standards idealhaft angestrebt wird. Der allen Bedrohungen präventiv begegnet, alle Chancen nutzt, Probleme minimiert und die Risikohaltung eines jeden Stakeholders richtig einschätzt? Das Risikomanagementschlaraffenland sozusagen.
Es wird es nie geben, die Vollkommenheit wird sich immer wieder selber abschaffen, weil die Vollkommenheit dem Risikomanagement die eigene Existenzberechtigung entziehen würde. Wer den Film „Minority Report“ kennt, weiß, was ich meine. Dort werden Leute verhaftet, bevor sie die bösen Taten begehen. Das wiederum stellt den Ansatz per se in Frage.
Die Perfektion ist ihr eigener Feind
Wenn – nur mal als Gedankenspiel – das Risikomanagement die Problemlage in einem Projekt dramatisch reduzieren würde, würde das (leider) nur kurz wahrgenommen. Danach ist ja Frieden. Wie lange würde es dauern, bis jemand fragen würde, für was wir denn überhaupt Risikomanagement machen, es gibt ja „scheinbar“ keinen Grund hierzu. Und kurz vor Erreichen des Idealzustands rollt die Risiko-Kugel wieder den Hügel hinab in den Sumpf des Fire-Fightings der Probleme. Und der Zyklus beginnt von neuem.
Ich gebe zu, eine philosophische Frage. Aber mit einem sehr pragmatischen Hintergrund: Nicht verzweifeln, wenn es mit dem Risikomanagement nicht so geht, wie Sie es sich vorstellen.
Denn im Risikomanagement trifft das Wort vom Weg, der das Ziel ist, tatsächlich zu. Wir können nur versuchen, den Weg so übersichtlich wie möglich zu gestalten – auch wenn er uns nie ins Schlaraffenland führen wird. Umgekehrt darf diese Erkenntnis aber nicht dazu führen, gar kein Risikomanagement mehr zu machen. Sonst bleiben wir für immer im Fire-Fighting Sumpf stecken. Dort ist es aber auch ungemütlich. Böse Mails, hektische Sitzungen, entnervte Kollegen usw.
Am besten wäre, es sich irgendwo auf halber Höhe bequem zu machen. Aber vor allem zu wissen, dass man auf halber Höhe ist…